Fantasy Stories


Nur ein kurzes snippet, eine Kurzgeschichte, ein Fragment, erstmalig entstanden 1981, überarbeitet 1982, und nun erstmalig mit kleinen Anpassungen veröffentlicht 2015.

Der Lange Weg

Der Lange Weg

Düster war das Land, rauh und unwirtlich. Die Sonne war verborgen hinter schweren, finsteren Wolken, Winde heulten und peitschten den Regen in Schauern über das trostlose Land.
Rinnsale und Bäche durchzogen eine einsame Geröllfläche, Gesteinsschutt bildete eine unfruchtbare, kahle Ebene. Es gab kaum Spuren von Leben, soweit das Auge reichte.
Eine kleine Gruppe von wenigen Männern, müde und abgekämpft, zog ihrenn Weg durch dieses Land. Es war der Prinz mit einigen seiner Getreuen, den letzten, die bei ihm geblieben waren, als die Zeiten schlechter wurden, das Land seine Fruchtbarkeit verlor, und allmählich zur Wüste wurde. Sie begleiteten ihren Prinzen auf seinem schweren Weg, den er gehen musste, einen Weg, der ihn irgendwann einmal wieder ans Licht führen würde, so glaubte er.
Doch langsam, ganz allmählich, war der Hoffnungsschimmer kleiner und immer kleiner geworden, bis nur noch ein schwacher Funken am Leben blieb. Wie lange schon hatten sie die wärmende Sonne nicht mehr gesehen ? Es mussten Monate sein.
Sie waren ein armseliger Haufen, der Prinz und seine Männer. Abgerissen und von Nässe durchtränkt ihre Kleidung. Ihre Gesichter gezeichnet von Schmerz und Entbehrung. Irgendwann würden sie dieses Regenland verlassen und wieder den Schein der Sonne sehen. Noch immer trieb sie die Hoffnung.
Düsternis herrschte rings im sie, kahle Felsen, soweit sie blickten. Die Augen des Prinzen waren matt und lagen tief eingesunken in den Höhlen. Das Gesicht war ausgezehrt, von unendlichem Schmerz gezeichnet.
Jetzt hob er den Kopf. War da nicht in der Ferne ein schwacher Lichtschimmer zu sehen ? Er täuschte sich nicht. Weit, weit hinter dem Horizont, war tatsächlich ein heller Streifen erschienen, ein verirrter Sonnenstrahl vielleicht, der irgendwo durch die Wolkendecke hindurchgedrungen sein musste.
Neue Hoffnung glomm in den Augen des Prinzen. Er spornte seine Männe zu grösserer Eile an.
Und - tatsächlich - wurde der helle Streifen allmählich deutlicher. Es war keine Täuschung gewesen, das erkannten sie jetzt alle. Eine nie gekannte Freunde erfüllte sie, denn nun war ihre Sehnsucht in erreichbare Nähe gerückt. Endlich Sonne nach so langer Zeit !
Bald brachen die Wolken auf und machten klarem Himmel Platz. Das Land zeigte bereits erste Spuren von frischem Leben. Gräser und Moose schossen zwischen dem Geröll auf.
Und dann blickte der Prinz in einen gewaltigen Regenbogen, in dem sich das Licht der Sonne tausendfach brach. Nun wusste der Prinz: sie hatten das Land des Lichts erreicht!


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