Fantasy Stories


Dies ist das Fragment einer Fantasy-Story, die ich in meiner Jugendzeit, etwa 1974-75 begonnen, aber nie vollendet habe. Hierbei handelt es sich um eine kurze, in sich abgeschlossene Begebenheit bei der Durchquerung des Sumpflandes auf dem Weg nach Norden. Im Mittelpunkt der Handlung stehen unsere beiden Abenteurer, Jenay Say Coâ und seine Freundin, Sylveya Askân.

Sumpflande

Durch das Sumpfland

Bleich lag der Schimmer des fahlen Mondes über dem Land vor uns. Wir hatten die Sumpflande erreicht.
"Es gibt nur wenige sichere Wege, die hindurchführen!" sagte ich. "Bleibe jetzt am Besten immer unmittelbar hinter mir!"
Und so ritten wir weiter, zügig noch am Anfang, doch mit der Zeit wurden wir immer langsamer, das Gelände wurde unwegsamer, der Morast zäher.
Der Wind drückte das Schilf, geheimnisvolles Säuseln umgab uns bei dem Ritt. Wir kamen immer weiter hinein in die Sumpfwildnis, die jedoch merkwürdig tot und verlassen wirkte. Es herrschte eine fast unheimliche Stille. Dann entdeckten wir eine Nebelbank vor uns.
"Verdammt!" entfuhr es mir. "Hier können wir nicht weiter, wir verlieren sonst den Weg." Wir hatten halt gemacht, um uns zu beraten.
"Sollen wir also zurück?" fragte Sylveya.
"Es wäre das Beste!" gab ich zurück. "Sieh nur, wie der Nebel wallt. Es sieht fast aus, als tobten dort merkwürdige Gestalten und Ungeheuer. Mir gefällt das nicht! - Ich glaube fast, der Nebel will uns den Weg abschneiden!"
Schon hatte ich mein Ross gewendet, da rief mich Sylveya zurück.
"Und du glaubst nicht, dass wir hindurchkommen? Wir könnten langsam und vorsichtig weiterreiten." - "Ja, aber die Gefahr ist zu gross, dass wir uns verirren." gab ich zu bedenken.
"Aber, wenn es wirklich so ist, wie du sagst, dass der Nebel uns den Weg versperren will, dann hat auch eine Umkehr nicht viel Sinn. Wir kämen auch nicht weiter. Vielleicht sind sogar alle Wege blockiert. - Sieh nur, Jenay!"
Das Mädchen deutete den Weg zurück, den wir gekommen waren. Schon krochen schwere Schwaden und Nebelelschleier auch aus dieser Richtung auf uns zu. Wir standen einer merkwürdig wallenden und wabernden Nebelwand gegenüber. Für kurze Augenblicke glaubte ich, seltsame Köpfe und Gestalten auszumachen, bevor sie wieder zerflossen.
"Es hat keinen Sinn!" rief Sylveya. "Wir müssen weiter und unseren Weg suchen!"
"Du hast recht!" stimmte ich düster zu.
Ich trieb mein Ross voran, beschritt als erster den Pfad und tauchte in den Nebel ein. Hinter mir hörte ich das Mädchen, doch ich konnte kaum mehr darauf achten, denn plötzlich fuhr es mir wie eine eisige, nasse Faust ins Gesicht.
Ich glaubte, verzerrte dämonische Gesichter zu erkennen, die mich böse anstarrten. Schlieren und Fäden bildeten sich, die mich am Vorankommen hinderten. Immer zäher wurde der Nebel und drohte, mich vom Weg abzudrängen. Ich musste meine ganze Kraft aufbieten, um mich zu halten. Schon bald war ich schweissgebadet und versuchte verzweifelt, mein Ross auf den richtigen Kurs zu zwingen, das zu einem Wasserloch hin ausweichen wollte. Hinter mir hörte ich die verzweifelten Rufe des Mädchens, im nächsten Moment kam das Ross zu Fall und ich rollte in den schwarzen Morast.
Immer wieder stiessen Nebelfäden auf mich ein, immer wieder musste ich den Angriffen ausweichen. Da wurde mir bewusst, dass um uns herum eine Art Höllensturm tobte, ein Brausen und Heulen, ein Wind, der das Schilf in tobenden Aufruhr versetzte.
Ich sah mich und das Mädchen bereits verloren, als ich begriff, dass ich noch einen Trumpf besass: das Schwert! Blauviolett strahlte es auf, als ich es aus der Scheide zog und begann, damit auf die schweren Schwaden einzuschlagen. Ein ohrenbetäubendes Kreischen erhob sich, ein Wehelaut wie aus tausenden von Kehlen. Ich zerschnitt die Schwaden, wild und halb wahnsinnig in meiner Verzweiflung. Ich nahm kaum wahr, dass die Nebelschleier bei jedem Hieb zurückwichen, als ob sie den Schwertschlägen auszuweichen trachteten. Ich schlug um mich, haute alles nieder, was mir an Schilf und Gebüsch in die Quere kam. Plötzlich hatte sich der Nebel soweit verzogen, dass ich wieder klar sehen konnte.
Da fiel mir das Mädchen wieder ein. Ich rannte, ohne mich um mein Pferd zu kümmern, ein Stück Weg zurück, dorthin, wo ich zuletzt ihre Schreie gehört hatte, und fand Sylveya an einem Wasserloch liegend, ihr Pferd ein Stück abseits. Ich stürzte auf sie zu und hob sie auf. Sie schien sich leicht verletzt zu haben, war aber bei Bewusstein und lächelte mich sogar an, als ich einige beruhigende Worte sprach.
"Es ist vorbei?" fragte sie. Ich nickte.
"Ja, das Schwert hat uns gerettet!" Ich blickte mich prüfend um. "Der Nebel hat sich zurückgezogen, aber er umgibt uns jetzt von allen Seiten wie eine Mauer. Es scheint aber, wir können weiterreiten."
Sylveya war unverletzt, wie ich feststellte, aber wir beide waren nach dem Schrecken wie betäubt. Meine Knie waren weich und drohten bei jedem Schritt nachzugeben.
Wir sammelten die Pferde, die sich während des ganzen Vorfalls merkwürdigerweise kaum gerührt hatten und still geblieben waren, so, als ginge sie das alles nichts an. Sie zeigten nicht die Spur von Ängstigung oder Unruhe. Doch ich fand kaum Zeit, länger darüber nachzudenken, denn schon beschäftigte mich das nächste Problem:
"Der Nebel umgibt uns wie eine Wand, die freie Sicht beträgt nur wenige Meter!" rief Sylveya. "Wie sollen wir unseren Weg finden?"
"Ja, der Nebel hat einen Ring um uns geschlossen!" erwiderte ich. "Aber er dringt nicht weiter vor. Doch es ist, als wären wir von der Umwelt abgeschnitten. Ich kann nur einen kleinen Teil unseres Weges überblicken. Es könnte gefährlich werden!"
So ritten wir eine geraume Zeit auf unsicheren Pfaden dahin, durch Schilfwerk und Wasserlöcher, durch Dornengestrüpp und wierder über festen Boden. Es wurde kühl, und die Stille lastete drückend auf uns. Noch immer zog der Nebel um uns herum, schickte zeitweilig einige Ausläufer in unsere Richtung, als wolle er erneut einen Angriff auskundschaften.
Da plötzlich rief das Mädchen hinter mir: "Jenay! Sieh nur! Der blaue Schimmer vor uns? Es scheint wie ein Feuer, um uns den Weg zu zeigen!"
"Ein Irrlicht!" stellte ich fest. "Aber es hat die richtige Farbe, um uns zu helfen. Wäre es rot, dann wäre es uns feindlich gesonnen. Ja, die Macht ist mit uns! Das Licht zeigt uns den Weg durch Nebel und Sumpf! Schon einmal fand ich auf diese Weise den richtigen Weg. Folgen wir also dem Schein!"
Und wir verliessen den so scheinbar sicheren Weg, um dem Licht zu folgen. Wir stiegen hinein in das Sumpfdickicht, streiften Schilfinseln und schreckten allerlei Wassergetier auf. Wir gerieten in ein Morastloch, in dem schwarzes Wasser geheimnisvoll blubberte und Blasen warf. Die Pferde blieben bei jedem weiteren Schritt tiefer im Schlamm stecken. Ich wurde unruhig (im Gegensatz zu den Pferden). Schon wollte ich mein Ross herumwenden, als ich wieder festen Boden unter mir spürte.
"Hier geht es weiter!" rief ich dem Mädchen zu, das mir langsam und vorsichtig nachgefolgt war. Leise gluckste es, als wir das Wasser verliessen. Ja, wir hatten den Weg wieder gefunden und trieben unsere Pferde an, denn schon bald wurde es trockener.
Doch es dauerte noch Stunden, bis wir die Sumpflande verliessen, und der fahle Mond folgte unserem Weg. Bald blieb der Nebel hinter uns zurück, und wir blickten auf das freie Land vor uns. Stille herrschte, eine seltsame feierliche Ruhe, die schon fast wieder beunruhigend wirkte. Ich sah mich zweifelnd um, nichts und niemand zeigte sich.
Dann erreichten wir schliesslich das Ende des Sumpfgebietes. Die Nacht war fortgeschritten. Wir spornten unsere Pferde zu Höchstleistungen an, da sie, wie ich feststellte, keinerlei Anzeichen von Ermüdung zeigten.
In wildem Galopp jagten wir davon, immer auf dem Weg nach Norden, unserem Ziel entgegen. Auf seltsame Weise wurde die Nacht immer dunkler, obwohl der Himmel klar blieb und der Mond noch hoch stand. Die ferne Gebirgskette war in eine fremdartige Dunkelheit getaucht, die mehr war, als nur die Abwesenheit von Tageslicht. Dort lag unser Ziel.
Es ging bereits auf den Morgen zu, als wir den Rand eines grossen düsteren Waldgebietes erreichten. Obwohl die Pferde nach wie vor frisch waren, fühlten wir beide uns erschöpft und müde. Wir beschlossen daher, irgendwo am Waldrand den Tag zu verbringen. Unter dem ersten silbernen Glanz des neuen Tages fanden wir eine Höhle, die tief in einen Felsriegel hineinführte. Dorthin trieben wir unsere Pferde, um sie vor dem Tageslicht zu schützen. Wir selbst legten uns zum Schlaf auf eine trockene Wiese direkt vor der Höhle und verschliefen den vollen Tag, so erschöpft waren wir.


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